HOAI Leistungsphasen 1-9 einfach erklärt

HOAI Leistungsphasen im Überblick:
- Die neun Leistungsphasen der HOAI gliedern Bauprojekte in einzelne Abschnitte.
- In jeder Leistungsphase müssen Architekt-/IngenieurInnen gewisse Grundleistungen erbringen.
- Jede Leistungsphase hat einen festgelegten Prozentsatz an der Gesamtvergütung, z. B. Leistungsphase 1 mit 2 %.
Was sind die Leistungsphasen der HOAI?
Die Leistungsphasen der HOAI gliedern Bauprojekte in neun Abschnitte, oft auch Bauphasen genannt. Die zugrunde liegende Honorarordnung für Architekten und Ingenieure legt damit genau fest, welche Leistungen in jeder Phase erbracht werden müssen und welche Honorare dafür vorgesehen sind.

Warum gibt es die HOAI Leistungsphasen?
Die HOAI-Leistungsphasen gliedern ein Bauprojekt in klare, aufeinander folgende Abschnitte. Das schafft eine nachvollziehbare Struktur, die allen Projektbeteiligten zugute kommt.
- Strukturierter Projektablauf: Jede Phase baut auf der vorherigen auf und sorgt dafür, dass der Planungs- und Bauprozess geordnet abläuft.
- Transparente Abrechnung: Auftraggeber können genau nachvollziehen, welche Leistungen erbracht werden und welche Vergütung dafür anfällt.
- SIcherstellung der Projektqualität: Jede Leistungsphase legt konkrete Aufgaben und Ziele fest, sodass Planung und Umsetzung gründlich erfolgen.
Welche Leistungsphasen gibt es in der HOAI?
In der HOAI gibt es neun Leistungsphasen, die sich über den gesamten Verlauf eines Bauprojekts erstrecken. In jeder dieser Phasen fallen unterschiedliche Leistungen an, die mit einer Bauphase zusammenhängen. 
LP 1: Grundlagenermittlung – Aufbereiten der Aufgabenstellung
LP 2: Vorplanung – Erstellung des Planungskonzepts
LP 3: Entwurfsplanung – System- und Integrationsplanung
LP 4: Genehmigungsplanung – Erstellung und Einreichen der Bauvorlagen
LP 5: Ausführungsplanung – Erreichen der Ausführungsreife
LP 6: Vorbereitung der Vergabe – Erstellung von Leistungsverzeichnissen
LP 7: Mitwirkung der Vergabe – Prüfen und Werten der Angebote
LP 8: Objektüberwachung – Begleitung des Bauablaufs
LP 9: Objektbetreuung – Betreuung nach Fertigstellung des Projektes
Allerdings übernimmt nicht jede:r ArchitektIn alle neun Leistungsphasen. Oft werden nur einzelne Phasen beauftragt, je nach Projekt, Wunsch der Auftragnehmer oder Spezialisierung des Büros. Besonders häufig ist die Trennung zwischen Planung (LP 1-4) und Bauüberwachung (LP 5-9).
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Leistungsphase 1: Grundlagenermittlung
In der ersten Leistungsphase (Grundlagenermittlung) geht es darum, die Vorstellungen und Anforderungen des Bauherren zu verstehen. Dabei werden typische Fragen geklärt, wie z. B. wo und wann gebaut werden soll und ob es konkrete Budgetvorstellungen gibt.
Auch der grobe Bauverlauf wird besprochen und ein vorläufiger Zeitplan erstellt. Entsprechend ist die Grundlagenermittlung der Grundstein für alle folgenden Leistungsphasen.
Die wichtigsten Arbeitsschritte zusammengefasst:
- Klärung der Aufgabenstellung in enger Abstimmung mit dem Bauherren
- Ausblick auf den möglichen Projektverlauf und Vorauswahl von FachplanerInnen
- Erstellung eines Kostenrahmens für den groben Überblick über zu erwartende Kosten
Mögliche Herausforderungen in Leistungsphase 1:
- Unvollständige oder unklare Informationen vom Bauherren
- Mangelnde Klarheit über das Budget oder die Erwartungen
Tipps für ein erfolgreiche erste Leistungsphase:
- strukturierte Interviews und Fragebögen, um die Anforderungen genau zu erfassen
- Gemeinsames Kick-off-Meeting, um die Ziele des Bauprojekts klar zu definieren
- Frühzeitige Prüfung des Budgets und ob es realistisch ist für das Projektziel ist
Leistungsphase 2: Vorplanung
Im Anschluss an die Grundlagenermittlung folgt als nächste Bauphase die Vorplanung. Ein wichtiger Teil davon ist die Kostenschätzung nach DIN 276 (oder nach Gewerken).
Darüber hinaus entsteht ein konkreter Entwurf des Objektes. Zudem werden Behörden erstmals kontaktiert und die zu erwartenden Aufgaben mit allen Beteiligten abgestimmt.
Genauere Details spielen bei der Vorplanung noch keine entscheidende Rolle. Wichtig ist die grundsätzliche Klärung der Gestaltung und Funktion des Objektes (von Bautechnik über Wirtschaftlichkeit zu Energieversorgung und Ökologie).
Die wichtigsten Arbeitsschritte zusammengefasst:
- Abstimmung mit allen beteiligten FachplanerInnen
- Erstellung eines ersten Planungskonzeptes
- Grundlagenanalyse und Vorverhandlung über die Genehmigungsfähigkeit
- Erstellung eines groben Terminplans inklusive wichtiger To-dos
- Kostenschätzung erstellen nach DIN 276
Mögliche Herausforderungen in Leistungsphase 2:
- Balance zwischen kreativen Ideen und praktischer Umsetzbarkeit
- Budgetüberschreitung aufgrund fehlender oder ungenauer Kostenschätzungen
- Unklarheiten hinsichtlich der baurechtlichen und technischen Anforderungen
Tipps für ein erfolgreiche zweite Leistungsphase:
- Verschiedene Planungskonzepte, die Varianten und Lösungsansätze aufzeigen
- Saubere Kostenschätzung aufsetzen, die sich in die Kostenverfolgung während des Projekts einfügt
- FachplanerInnen miteinbeziehen, damit alle rechtlichen und technischen Vorgaben beachtet werden
Leistungsphase 3: Entwurfsplanung
In der Leistungsphase 3 (Entwurfsplanung) werden Pläne detaillierter ausgearbeitet. Dazu zählen auch schon städtebauliche, gestalterische, soziale und rechtliche Voraussetzungen.
Außerdem erfolgt nun die Kostenberechnung. Im Unterschied zur Kostenschätzung (und dem Kostenrahmen), die eine grobe Einschätzung der Baukosten zu Beginn eines Projekts liefern, beinhaltet die Kostenberechnung eine detaillierte und genaue Aufstellung der voraussichtlichen Kosten auf Basis der Entwurfsplanung.
Die wichtigsten Arbeitsschritte zusammengefasst:
- Teilen der bisherigen Arbeitsergebnisse als Grundlage für beteiligte FachplanerInnen
- Erstellung einer Objektbeschreibung
- Kostenberechnung und Vergleich mit der Kostenschätzung sowie Budget
- Planungen zur Optimierung im Sinne der Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit
Mögliche Herausforderungen in Leistungsphase 3:
- Wünsche des Bauherren mit den baurechtlichen Vorgaben in Einklang bringen.
- Technische Einschränkungen oder unzureichende Materialauswahl
- Schwierigkeiten bei der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten
Tipps für ein erfolgreiche dritte Leistungsphase:
- Enge Zusammenarbeit mit FachplanerInnen, um technische Details abzuklären.
- Nachhaltige Materialien und energieeffiziente Lösungen, um langfristige Kosten zu senken
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Leistungsphase 4: Genehmigungsplanung
In der Genehmigungsplanung geht es darum, alle bisherigen Entwürfe so weit fertigzustellen, dass damit die Genehmigungen für das Bauprojekt beantragt werden können. Vor allem ist darauf zu achten, die von den Ämtern verlangten und teils vorgegebenen Richtlinien für Formulare, Bauplänen und Kalkulationen zu verwenden.
Die wichtigsten Arbeitsschritte zusammengefasst:
- Prüfung der Genehmigungsfähigkeit
- Erstellung und Einreichung aller erforderlichen Dokumente für die Einrichtung des Projektes (technischer, konstruktiver und bauphysikalischer Art)
- Vervollständigen und Anpassen der Planungsunterlagen, Beschreibungen und Berechnungen.
Mögliche Herausforderungen in Leistungsphase 4:
- Verzögerungen durch unvollständige oder falsch eingereichte Unterlagen
- Änderungen in den Vorschriften während des Antragsprozesses
Tipps für ein erfolgreiche vierte Leistungsphase:
- Relevante Vorschriften und behördliche Anforderungen im Vorfeld genau prüfen
- Unterlagen genau prüfen, um Nachforderungen oder Verzögerungen zu vermeiden
Leistungsphase 5: Ausführungsplanung
Ein wesentlicher Teil der Ausführungsplanung ist die genaue Berechnung aller benötigten Mengen, auch Mengenermittlung genannt.
Die ermittelten Mengen dienen als Grundlage für die Erstellung von Leistungsverzeichnissen und der späteren Ausschreibung.
Die wichtigsten Arbeitsschritte zusammengefasst:
- Erarbeitung der Ausführungsplanung
- Detaillierte Mengen- und Massenermittlung
- Überprüfung von erforderlichen Montageplänen
Mögliche Herausforderungen in Leistungsphase 5:
- Detailgenaue Planung, bei der jedes Detail (z.B. Materialwahl) stimmen muss
- Schwierigkeiten bei der Koordination verschiedener Projektbeteiligter
- Mangelnde Klarheit bei der Umsetzbarkeit von bestimmten Entwurfselementen
Tipps für ein erfolgreiche fünfte Leistungsphase:
- Präzise technische Zeichnungen und deren Überprüfung mit Bauunternehmen
- Verbindliche Absprachen mit Gewerken, um Schnittstellenprobleme zu vermeiden
- Auf Erfahrungswerte aus bereits abgeschlossenen Projekten zurückgreifen
Leistungsphase 6: Vorbereitung der Vergabe
Die Leistungsphase 6 dient der Vorbereitung der Vergabe. Dabei werden alle notwendigen Arbeitsschritte Gewerken zugeordnet in Form von Leistungsverzeichnissen.
Die wichtigsten Arbeitsschritte zusammengefasst:
- Erstellung des Vergabeterminplans
- Detaillierte Leistungsbeschreibung nach Gewerken
- Weitere Ermittlung und Zusammenstellung von Mengen
- Kostenkontrolle durch Vergleich der bepreisten LVs mit der Kostenberechnung
- Zusammenstellen der Vergabeunterlagen für alle Leistungsbereiche
Mögliche Herausforderungen in Leistungsphase 6:
- Unsaubere Mengen- und Massenermittlung als Grundlage
- Unsicherheiten bei der Bepreisung der Leistungsverzeichnisse
Tipps für ein erfolgreiche sechste Leistungsphase:
- Vollständige und verständliche Ausschreibungsunterlagen
- Klare Kriterien für die Auswahl von Anbietern
Leistungsphase 7: Mitwirkung bei der Vergabe
In der Leistungsphase 7 wirkt das Planungsbüro bei der Vergabe mit. Die zuvor erstellten Leistungsverzeichnisse werden an verschiedene Firmen der einzelnen Gewerke versendet – inklusive Vorbemerkungen und weiteren Dokumenten, wie z. B. Baupläne oder Fotos der Baustelle.
Bauunternehmen haben dann die Möglichkeit, ein Angebot – sprich: Preise für die einzelnen, auszuführenden Schritte – abzugeben. Alle potenziellen Auftragnehmer bekommen dieselben Angebotsunterlagen, um einen fairen Angebotsvergleich zu ermöglichen.
Nach Ablauf der Angebotsabgabefrist wird ein Preisspiegel erstellt. Darin kann der Bauherr alle Angebote vergleichen und nachvollziehen, welches Angebot preislich passend ist.
Die wichtigsten Arbeitsschritte zusammengefasst:
- Versenden der Leistungsverzeichnisse inklusive aller Dokumente
- Prüfung und Auswertung aller Angebote
- Erstellung eines Preisspiegels
- Führung von Bietergesprächen
- Dokumentation des Vergabeverfahrens
- Zusammenstellen der Vertragsunterlagen für alle Leistungsbereiche
Mögliche Herausforderungen in Leistungsphase 7:
- Verhandlungen über den Preis, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen
- Unklare Vertragsbedingungen oder Missverständnisse bei der Leistungsbeschreibung
- Auswahl des geeignetsten Bauunternehmens, das sowohl Preis als auch Qualität bietet
Tipps für ein erfolgreiche siebte Leistungsphase:
- Gründliche Bewertung der Angebote, um den besten Anbieter auszuwählen
- Alle vertraglichen Bedingungen und Leistungen im Detail klären
- Verantwortlichkeiten und Zeitrahmen im Vertrag festhalten
Leistungsphase 8: Objektüberwachung
In der Leistungsphase 8, der Objektüberwachung, übernehmen ArchitektInnen die Bauleitung und damit die Koordination und Kontrolle der ausführenden Gewerke auf der Baustelle.
Zudem müssen die eingehenden Rechnungen der Bauunternehmen sorgfältig geprüft und nachvollziehbar (mit Deckblatt) für Bauherren aufbereitet werden.
Die wichtigsten Arbeitsschritte zusammengefasst:
- Erstellung eines Bauzeitplans
- Koordination der Bauunternehmen
- Dokumentation in Form eines Bautagebuchs
- Überwachung der Beseitigung von festgestellten Mängel
- Rechnungsprüfung inklusive Erstellung eines Rechnungsdeckblattes
Mögliche Herausforderungen in Leistungsphase 8:
- Mangelnde Kontrolle der Bauqualität oder Abweichungen vom Bauplan
- Schwierigkeiten bei der Koordination der verschiedenen Bauunternehmen
Tipps für ein erfolgreiche achte Leistungsphase:
- Regelmäßige Baustellenbegehung und Dokumentation aller Fortschritte bzw. Abweichungen
- Projektbeteiligte kontinuierlich über den Baufortschritt informieren
- Sorgfältige Abnahme der Bauleistungen durchführen und Mängel direkt melden.
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Leistungsphase 9: Objektbetreuung
Die letzte Leistungsphase nach HOAI ist die Objektbetreuung – und der wichtigste Schritt ist die Objektbegehung nach Fertigstellung des Bauwerks zur Mängelfeststellung.
Die wichtigsten Arbeitsschritte zusammengefasst:
- Objektbegehung für die Mängelfeststellung
- Überwachung der Mängelbeseitigung
- Erstellung von Wartungs- und Pflegeanweisungen
- Erstellung eines Instandhaltungskonzepts
Mögliche Herausforderungen in Leistungsphase 9:
- Langsame Reaktionszeiten bei der Beseitigung von Mängeln oder Problemen
- Fehlende Dokumentation, die für spätere Wartungsarbeiten notwendig ist
Tipps für ein erfolgreiche neunte Leistungsphase:
- Detaillierte Mängelliste erstellen und dafür sorgen, dass diese schnell abgearbeitet wird
- In Kontakt bleiben mit dem Auftraggeber und den ausführenden Firmen
- Sicherstellen, dass alle notwendigen Dokumentationen bereitgestellt werden
HOAI Grundleistungen vs besonderen Leistungen
Die HOAI unterscheidet zwischen Grundleistungen und Besonderen Leistungen, um Projekte klar zu strukturieren:
- Grundleistungen sind die Standardaufgaben in jeder Leistungsphase, die Architekt-/IngenieurInnen – wenn sie nach der HOAI arbeiten – immer erledigen müssen.
- Besondere Leistungen gehen über das Standardmaß hinaus, wie z. B. 3D-Rendering oder BIM-Modelle. Sie werden gesondert vereinbart und honoriert.
Was ist der Unterschied zwischen Leistungsphasen und Leistungsbildern?
Während Leistungsphasen den Ablauf strukturieren, definieren Leistungsbilder den Inhalt der Arbeit.
- Leistungsphasen gliedern die Arbeit von Architekten und Ingenieuren in zeitlich aufeinanderfolgende Schritte.
- Leistungsbilder beschreiben die konkreten Leistungen und Aufgaben innerhalb der Leistungsphasen.
Entsprechend bildet jede Phase mehrere Leistungsbilder ab, die dann die Grundlage für Vergütung und Planung bilden.
Fazit
Die HOAI ist seit 2021 nicht mehr verpflichtend – was auch bedeutet, dass Architekten und Ingenieure auch nicht mehr nach den HOAI Leistungsphasen arbeiten müssen. Allerdings bieten sie nach wie vor einen bewährten Rahmen, um Bauprojekte klar zu strukturieren.
Mit der HOAI-Software von Compa lassen sich die Leistungsphasen optimal abbilden. Auf der Plattform können Architekten und Ingenieure ihre Honorarangebote und -rechnungen in wenigen Minuten erstellen. Diese sind automatisch mit der Zeiterfassung verknüpft, sodass sich sogar die Wirtschaftlichkeit der Projekte nach Leistungsphase ablesen lässt.









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