Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) wird überarbeitet – erneut. Aber diesmal geht es nicht um kosmetische Korrekturen, sondern um eine tiefgreifende Reform.
Zwei Gutachten – das erste zur Überarbeitung der Leistungsbilder, das zweite zur Anpassung der Honorartafeln – zeichnen bereits klar ab, in welche Richtung sich die HOAI 2025 entwickeln wird: realitätsnäher, transparenter, fairer.
Für Planungsbüros bedeutet das eine ganze Reihe an Neuerungen – aber auch Chancen. Wir fassen zusammen, was sich ändern soll, warum das wichtig ist und wie ihr euch frühzeitig vorbereiten könnt.
Die Novellierung der HOAI geht in die finale Runde – und bringt große Veränderungen mit sich: ArchitektInnen und IngenieurInnen können sich auf spürbare Honoraranpassungen, neue Leistungsbilder und klare Regeln bei Sanierung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung einstellen. Dieser Blogartikel fasst die
Warum wird die HOAI überarbeitet?
Spätestens seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) 2019 hat die alte HOAI 2013 ausgedient. Das Verbot verbindlicher Mindest- und Höchstsätze hatte jedoch zur Folge, dass viele Leistungen unter Wert verkauft wurden, mit entsprechenden Folgen für Qualität, Fairness und Wettbewerb.
Die HOAI 2021 war ein Zwischenschritt zur Neuerung, der einiges noch offen ließ. Mit der Novelle 2025 will das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) nun die Honorarordnung grundlegend neu strukturieren und an aktuelle Anforderungen anpassen: rechtlich, fachlich und wirtschaftlich.
Mit der HOAI Reform 2023 wurden deshalb zwei Gutachten beauftragt:
- Halbzeitbericht – November 2024: Fokus auf Leistungsbilder – was soll wie vergütet werden?
- Endbericht – April 2025: Fokus auf Honorartafeln – wie viel ist eine Leistung wert?
Die Bundestagswahl 2025 hat den Zeitplan der HOAI Novelle allerdings beeinflusst. Viele Weichenstellungen wurden auf die Zeit nach der Wahl verschoben.
Wer ist verantwortlich für die HOAI Reform 2023?
Die Verantwortung für die Novellierung der HOAI liegt beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Dieses arbeitet eng mit verschiedenen ExpertInnen, Verbänden und den Architekten- sowie Ingenieurkammern zusammen, um die Honorarrichtlinie an die aktuellen Anforderungen anzupassen.
Auch die Länder sowie die Europäische Kommission sind in den Prozess eingebunden, da die HOAI sowohl nationale als auch EU-rechtliche Vorgaben erfüllen muss. So soll sichergestellt werden, dass die neue HOAI rechtskonform und praxisnah gestaltet wird.
{{cta-time_tracking}}
Die wichtigsten HOAI Änderungen im Überblick
Hier ein kompakter Überblick über die wichtigsten Änderungen, die die HOAI Novelle für ArchitektInnen und IngenieurInnen mit sich bringen wird.
1. Deutliche Honoraranpassungen – bis zu +67 %
Das Gutachten vom April 2025 schlägt zum ersten Mal seit über 15 Jahren umfassend überarbeitete Honorartafeln vor. Die geplanten Anpassungen sollen den realen Planungsaufwand besser abbilden, gerade bei Sanierungen, Umbauten oder komplexen Projekten.
Grund dafür sind die Entwicklung der Baukosten sowie der Kosten in den Planungsbüros. Auch die veränderten technischen und rechtlichen Anforderungen wurden berücksichtigt, damit die echte Planungsrealität abgebildet wird. In manchen Bereichen liegt das empfohlene Honorar bis zu 67 Prozent über den bisherigen Werten.
Was bedeutet das für Planungsbüros?
- Höhere Honorare ermöglichen eine wirtschaftlich tragfähige Projektarbeit.
- Die Argumentationsbasis wird gestärkt, sodass die Planung ihren Wert zurück bekommt.
- Angebote und Verträge können künftig klarer und transparenter kalkuliert werden.
2. Sanierung & Umbau – Bestand wird honoriert
Der Umgang mit bestehender Bausubstanz war bislang oft ein wirtschaftlicher Drahtseilakt. Sanierungen, Umbauten oder Erweiterungen bringen hohen planerischen Aufwand mit sich, der in der bisherigen HOAI kaum differenziert honoriert wird.
Künftig soll die mitzuverarbeitende Bausubstanz bei der Honorierung ausdrücklich berücksichtigt werden; ermittelt nach Menge, Kosten, Kennwert und Abminderungsfaktor. Die Alternative: eine pauschale Erhöhung der anrechenbaren Kosten, sofern vertraglich geregelt.
Was bedeutet das für Planungsbüros?
- Bestandsprojekte werden wirtschaftlich attraktiver und besser kalkulierbar.
- Komplexität wird endlich anerkannt, auch gegenüber Auftraggeber:innen.
- Die Gefahr von Quersubventionierung oder unbezahltem Mehraufwand sinkt deutlich.
3. Neues Leistungsbild: „Städtebaulicher Entwurf“
Bislang fehlte für den städtebaulichen Entwurf eine eindeutige Zuordnung in der HOAI. Viele der Leistungen mussten über Sonderleistungen oder frei verhandelte Honorare geregelt werden.
Die HOAI 2025 schafft nun ein eigenständiges Leistungsbild, das die Arbeit an Quartieren, Stadträumen und Strukturkonzepten konkret erfasst – mit klarer Abgrenzung zur Objektplanung.
Was bedeutet das für Planungsbüros?
- Städtebauliche Leistungen lassen sich endlich strukturiert anbieten und abrechnen.
- Klare Leistungsphasen und definierte Inhalte reduzieren Unklarheiten im Vertrag.
- Auch kleinere Büros erhalten Zugang zu Projekten, die oft unter Wert bearbeitet wurden.
4. Nachhaltigkeit und BIM werden integrierter Bestandteil
Zukunftsfähige Planung muss digital, ressourcenschonend und gesamtheitlich gedacht werden. Genau das greift die HOAI 2025 jetzt auf.
BIM (Building Information Modeling) und Nachhaltigkeitsleistungen werden nicht länger als Zusatz, sondern als selbstverständlicher Bestandteil von Planungsprozessen anerkannt. Das betrifft z. B. Lebenszyklusanalysen, CO₂-Bilanzen oder digitale Planungsmethoden.
Was bedeutet das für Planungsbüros?
- Der Mehraufwand kann gezielter kalkuliert abgerechnet werden.
- Die neuen Standards fördern methodische Weiterentwicklung.
- Nachhaltigkeit wird wirtschaftlich tragfähiger in Projekte integriert.
5. Überarbeitete Leistungsbilder und neue Strukturen
Bereits im Halbzeit-Gutachten von 2024 wurden tiefgreifende strukturelle Änderungen vorgeschlagen, die jetzt konkret werden: Neue Grundleistungen, aktualisierte Leistungsphasen (z. B. LP 1), Anpassungen an den BGB-Vertragsrahmen und neue Objekttypen wie „Tragwerk Fassade“.
Auch die Bezugnahme auf die aktuelle DIN 276 wird verbindlich, damit wird die Kostengliederung normgerecht.
Was bedeutet das für Planungsbüros?
- Verträge und Angebote müssen auf neue Leistungsbilder abgestimmt werden.
- Fachplanungen (z. B. Bauphysik) rücken wieder stärker in den geregelten Bereich.
- Die HOAI wird zum besseren Werkzeug für Projektsteuerung, Teamorganisation und Qualitätssicherung.
Im ersten Gutachten von 2024 wurden bereits umfassende strukturelle Änderungen skizziert, die nun ebenfalls in die Verordnung einfließen sollen.
{{cta-einvoice}}
Wie geht es weiter mit der HOAI 2025?
Der finale Referentenentwurf der neuen HOAI wird für Ende 2025 erwartet. Anschließend folgen die üblichen gesetzgeberischen Schritte:
- Beteiligung von Ländern, Verbänden und Kammern
- Abstimmung mit der EU-Kommission (wegen des Binnenmarktrechts)
- Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt
Das Inkrafttreten der neuen HOAI ist frühestens für Frühjahr oder Sommer 2026 vorgesehen.
HOAI Novellierung Vorteile: Wie sich Planungsbüros vorbereiten können
Die HOAI 2025 wird nicht nur die rechtliche Grundlage für die Honorarberechnung verändern. Sie betrifft ganz konkret den Alltag von ArchitektInnen und IngenieurInnen: Angebotsgestaltung, Projektkalkulation, Vertragsverhandlungen und interne Prozesse.
Wer sich frühzeitig mit den Neuerungen beschäftigt, ist klar im Vorteil.
- Vertragsvorlagen aktualisieren: Künftige Angebote sollten die neuen Leistungsbilder und voraussichtlichen Honorarsätze berücksichtigen.
- Sanierungs- und Nachhaltigkeitsprojekte neu kalkulieren: Bauen im Bestand, Klimaschutz und Digitalisierung bedeuten Planungsaufwand, der künftig konsequent abgerechnet werden kann (und sollte).
- BIM und Ökobilanzierung als Leistungsbestandteile etablieren: Viele Büros erbringen diese Leistungen bereits, aber nicht immer wirtschaftlich. Die neue HOAI schafft den Rahmen, um sie systematisch in Angebote einzubauen.
- Team weiterbilden: Neue Leistungsphasen, andere Begrifflichkeiten, zusätzliche Anforderungen erfordern, dass intern neues Wissen aufgebaut wird.
- Planung strategisch ausrichten: Die HOAI 2025 bietet die Chance, sich als Büro neu zu positionieren – etwa über Nachhaltigkeit, Umbaukompetenz oder städtebauliche Expertise.
Fazit der HOAI Novelle
Bis 2026 bleibt die aktuelle HOAI 2021 gültig. Dennoch lohnt es sich, die angekündigten Änderungen jetzt schon ernst zu nehmen.
Wer sich frühzeitig mit den neuen Strukturen und Leistungsbildern vertraut macht, ist nicht nur rechtlich besser vorbereitet, sondern kann auch strategisch vorausplanen. Etwa bei Angebotslogik, Büroausrichtung oder Projektkommunikation.
Gerade in einer Übergangszeit, in der sich rechtliche Rahmenbedingungen ändern und neue Leistungsbilder entstehen, wird es umso wichtiger, die wirtschaftliche Steuerung im Büroalltag im Blick zu behalten. Hilfreich ist eine Controlling-Software, die eine Honorarabrechnung nach HOAI, pauschal oder Stunden ermöglicht; inklusive Zeiterfassung sowie E-Rechnung als weitere rechtliche Neuerung.
Eins ist klar: Bei der HOAI-Novellierung geht es nicht nur um höhere Honorare. Es geht um ein modernes Berufsbild, in dem Planungsleistungen wieder mit Qualität, Verantwortung und Sorgfalt in Verbindung gebracht werden.

Schließe dich den 2.000+ der innovativsten Deutschen Architekturbüros an und nutze Compa als single-source-of-truth für Projektkosten.
browserbasiert - ohne Installation auf MacOS und Windows arbeiten