VOB/C: Alles Wichtige für Architekten & Ingenieure

VOB/C auf einen Blick:
- Die VOB/C ist kein Gesetz, sondern ein praxisbewährtes Vertragswerk für Bau- und Vergabeverfahren.
- Sie definiert klare Standards, Messregeln und Mindestanforderungen für über 60 Gewerke.
- Standardisierte Texte und Checklisten erleichtern die schnelle, fehlerfreie und nachvollziehbare Erstellung von Leistungsverzeichnissen.
Wer im Planungs- oder Bauwesen arbeitet, weiß: Leistungsverzeichnisse gehören zum täglichen Geschäft. Oft entscheidet dabei die Genauigkeit von Beschreibungen über reibungslose Abläufe – oder über unnötige Diskussionen und Nachträge. Genau hier kommt die VOB/C ins Spiel.
Überblick: Was ist die VOB?
Die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) dient als Grundlage für Bau- und Vergabeverfahren in Deutschland sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich.
Wichtig: Die VOB ist kein Gesetz, sondern ein in der Praxis akzeptiertes Vertragswerk, um einen fairen Wettbewerb bei der Vergabe von Bauaufträgen zu fördern. Sie wird immer wieder überarbeitet, zuletzt als VOB 2019 und VOB 2023.
VOB/A, VOB/B, VOB/C: Die Unterschiede
Die VOB gliedert sich in drei Teile:
- VOB/A – Vergabe: Regelt Verfahren zur Angebotsabgabe, Bewertungskriterien und Transparenz bei öffentlichen Bauaufträgen.
- VOB/B – Vertragsbedingungen: Enthält die vertraglichen Rahmenbedingungen, z. B. Leistungsbeschreibung, Vergütung, Gewährleistung und Abnahme.
- VOB/C – Technische Vertragsbedingungen: Detaillierte Vorgaben für die fachgerechte Ausführung von Bauleistungen (ATV) von Erdarbeiten bis Trockenbau.
Jeder Teil adressiert spezifische Aspekte des Bauvertragswesens, um Transparenz und Qualität zu gewährleisten.
VOB/C Inhalt
Die VOB/C beschreibt, wie Leistungen technisch und fachlich zu erbringen, aufzumessen und abzurechnen sind. Das heißt, sie definiert Standards, Mindestanforderungen und Messregeln konkret für über 60 Gewerke. So wird beispielsweise genau festgelegt, wie bei Erdarbeiten, Betonarbeiten oder Abdichtungen zu messen und abzurechnen ist – von Einbauhöhen bis zu Toleranzen.
VOB/C: Leistungsbeschreibung
Abschnitt 0 der jeweiligen ATV stellt umfangreiche Checklisten bereit, die sicherstellen, dass alle Positionen im Leistungsverzeichnis vollständig und korrekt erfasst werden. Das erleichtert die präzise Ausschreibung und beugt Missverständnissen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer vor.
VOB/C: Neben- und Besondere Leistungen
Die VOB/C macht deutlich, dass nicht alle Leistungen im Einheitspreis enthalten sind. Sie definiert klar, welche Arbeiten zu den Standard- bzw. Nebenleistungen gehören und welche als besondere Leistungen gesondert vergütet werden müssen. Für ArchitektInnen ist dies entscheidend, um Nachträge korrekt zu prüfen und eine faire Abrechnung sicherzustellen.
VOB/C: Aufmaß und Abrechnung
Die VOB/C enthält detaillierte Vorgaben, wie Mengen und erbrachte Leistungen zu ermitteln und nachzuweisen sind. Für ArchitektInnen bedeutet dies, dass sie bei der Bauüberwachung und Rechnungsprüfung auf die korrekte Mengenermittlung achten müssen, um eine rechtssichere Abrechnung zu gewährleisten.
Relevanz: VOB/C für Architekten und Ingenieure
Die VOB/C unterstützt Architekt- und IngenieurInnen bei der klaren Definition, Beschreibung und Abrechnung von Bauleistungen.
Klare LV-Positionen und Kostensicherheit
Je präziser Leistungen beschrieben sind (auf Basis der VOB/C), desto geringer ist das Risiko für Missverständnisse oder Nachträge. Unklare LVs dagegen führen zu Zusatzforderungen, Streit, Nacherfüllung oder im schlimmsten Fall Bauverzögerungen.
Qualitätsstandards und Rechtssicherheit
Die Anwendung der VOB/C gewährleistet, dass alle Beteiligten vom selben technischen Niveau ausgehen – und dass Anforderungen für Qualität und Ausführung klar dokumentiert sind. Das reduziert Gewährleistungsrisiken und vereinfacht das Gutachten sowie die rechtliche Klärung.
Zeitersparnis durch Standardisierung
Mit den VOB/C-Standards wird das Erstellen von Leistungsverzeichnissen effizienter und fehlerärmer. Wer sich an die vorgeschlagenen Positionen und Regelwerke hält, hat bereits einen Großteil der typischen Ausschreibungskriterien erfüllt – und kann sich auf projektspezifische Besonderheiten konzentrieren.
VOB/C in der Praxis
Wer Leistungsverzeichnisse erstellt, ausschreibt oder abrechnet, sollte immer die aktuellen ATV nutzen. Sie liefern eine praxisorientierte Grundlage, um Bauleistungen eindeutig zu beschreiben – sowohl im Leistungsverzeichnis als auch im Bauvertrag.
Ein Beispiel: Ein Auftraggeber möchte „Boden abtragen und abfahren“. Ohne Bezug zur VOB/C fehlt die genaue Definition, wie viel Kubikmeter, welche Bodenklasse, welche Entsorgungsbedingungen, welche Nebenleistungen (z. B. transportbedingte Umlagerung).
Wird ATV Erdarbeiten (DIN 18300, Teil der VOB/C) konsequent angewandt, stehen sämtliche Details und Varianten im LV und Vertrag. Die Folge: Nachtragsforderungen werden deutlich unwahrscheinlicher. Das heißt, der Architekt schützt Bauherr und sich selbst vor unangenehmen Überraschungen – und kann Mehraufwände sauber dokumentieren.
Wichtige DIN-Normen der VOB/C
DIN 18300 Erdarbeiten
DIN 18301 Beton- und Stahlbetonarbeiten
DIN 18302 Maurerarbeiten
DIN 18303 Zimmer- und Holzbauarbeiten
DIN 18304 Trockenbauarbeiten
DIN 18305 Estricharbeiten
DIN 18306 Fliesen-, Platten- und Mosaikarbeiten
DIN 18307 Maler- und Lackierarbeiten
DIN 18308 Bodenbelagsarbeiten
DIN 18309 Fenster- und Fassadenarbeiten
DIN 18310 Dachdeckerarbeiten
DIN 18311 Klempnerarbeiten
DIN 18312 Sanitärinstallation
DIN 18313 Heizungsinstallation
DIN 18314 Lüftungsinstallation
DIN 18315 Elektroinstallation
DIN 18316 Aufzugsanlagen
DIN 18317 Außenanlagen
DIN 18318 Landschaftsbauarbeiten
DIN 18319 Tiefbauarbeiten
DIN 18320 Rohrleitungsbauarbeiten
DIN 18321 Kabel- und Leitungsbauarbeiten
DIN 18322 Gerüstbauarbeiten
DIN 18323 Abbrucharbeiten
DIN 18324 Rückbauarbeiten
DIN 18325 Brandschutzarbeiten
DIN 18326 Schallschutzarbeiten
DIN 18327 Brunnenbauarbeiten und Erdwärmesonden
DIN 18328 Aufbruch- und Rückbauarbeiten von Verkehrsflächen
DIN 18448 Arbeiten an schadstoffbelasteten baulichen und technischen Anlagen
Aktuelle Fassung der VOB/C
Die VOB wird etwa alle vier bis fünf Jahre aktualisiert, um den neuesten technischen Standards und rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Die letzte größere Anpassung der VOB/C fand im Oktober 2023 statt. Dabei wurden unter anderem neue Normen eingeführt, wie z. B. für Brunnenbau und Erdwärmesonden (DIN 18327), Aufbruch- und Rückbauarbeiten von Verkehrsflächen (DIN 18328) und Arbeiten an schadstoffbelasteten Anlagen (DIN 18448).
Zudem wurden zahlreiche bestehende ATV überarbeitet, sowohl fachlich als auch redaktionell, damit sie klarer und praxisnäher sind.
Typische Fehler bei der VOB/C
Die VOB/C muss im Bauvertrag ausdrücklich genannt werden. Es reicht nicht, sich lediglich auf die allgemeinen Bestimmungen der VOB/B zu berufen.
Ein weiterer Stolperstein ist die falsche oder unvollständige Anwendung der ATV. Jedes Gewerk verfügt über eigene, spezifische Regelungen, die in den entsprechenden ATV festgelegt sind. Werden diese nicht korrekt berücksichtigt, kann es zu Missverständnissen, fehlerhaften Leistungsverzeichnissen oder Problemen bei Abnahme und Abrechnung kommen.
Zudem unterschätzen viele ArchitektInnen die Notwendigkeit, sich regelmäßig inhaltlich und technisch fortzubilden. Aber nur so lässt sich sicherstellen, dass sie auf dem neuesten Stand der Normen und rechtlichen Vorgaben bleibt und nicht von veralteten Vorschriften oder geänderten Rechtslagen überrascht wird.
VOB/C digital: Software-Unterstützung
Eine moderne AVA-Software kann die Vorteile der VOB/C digitalisieren:
- Zugriff auf Standardleistungstexte, Mustervorlagen und aktuelle ATV-Daten, um vollständige LVs auf Knopfdruck ohne großen Aufwand zu erstellen.
- Automatische Strukturierung und Übernahme von Mess- und Abrechnungsregeln, wahlweise nach DIN 276 oder nach Gewerken – alles perfekt exportierbar.
- Schneller Vergleich von Kostenschätzungen, Angebotskalkulationen und realen Abrechnungen, weil alle Daten zentral abliegen und nachvollziehbar sind.
- Integrierte Schnittstellen zu GAEB, Excel und gängigen Planungsstandards für fehlerfreies Arbeiten vom Vorentwurf bis zur Schlussrechnung.